Grundlagen Sportmotorik

  • Typ: Vorlesung (V)
  • Lehrstuhl: KIT-Fakultäten - KIT-Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften - Institut für Sport und Sportwissenschaft
  • Semester: SS 2023
  • Dozent: Prof. Dr. Thorsten Stein
  • SWS: 2
  • LVNr.: 5016104
  • Hinweis: Online
Inhalt

Lerninhalt:

Die Vorlesung vermittelt einen Überblick über einen Überblick über die sportwissenschaftliche Disziplin der Sportmotorik und damit über zentrale Begriffe, die Theorie-Praxis-Problematik sportmotorischer Forschung, die Aufgabenbereiche sowie die Schnittstellen der Sportmotorik zu ihren wissenschaftlichen Mutterdisziplinen.

In einem ersten Schritt werden für Lehrer, Übungsleiter und Trainer wichtige praxisrelevante Konzepte der pädagogisch orientieren Bewegungslehre thematisiert. Konkret werden funktionale Bewegungsstrukturkonzepte zur Analyse sportlicher Bewegungsaufgaben besprochen, auf ausgewählte sportliche Bewegungen angewendet und kritisch gewürdigt. Darüber hinaus werden quantitative und qualitative Bewegungsmerkmale zur Bewertung sportlicher Bewegungsausführungen im Training oder Unterricht besprochen.

Darauf aufbauend widmet sich das Modul den sportlichen Bewegungen zugrundliegenden motorischen Prozessen. Aus der Perspektive der differentiellen Motorikforschung werden zentrale motorische Merkmale (Fähigkeiten und Fertigkeiten) hergeleitet, definiert und systematisiert, die nicht nur für die Sportmotorik, sondern auch für die Sportwissenschaft als Ganzes essentiell sind. Schließlich werden sportmotorische Tests zur Messung motorischer Merkmale eingeführt, Testgütekriterien besprochen sowie verschiedene Testformen und Aufgabenbereiche unterschieden.

Im Folgenden fokussiert sich das Modul auf die Fertigkeiten zugrundliegenden motorischen Kontrollprozesse. Diese werden von verschiedenen wissenschaftlichen Ansätzen unterschiedlich erklärt. Zum einen werden in dem Modul kognitive Ansätze besprochen (Informationsverarbeitungsstufen, Aufmerksamkeit, Aktiviertheit und motorische Programme). Dabei werden einzelne Aspekte sowie kognitive Ansätze als Ganzes kritisch gewürdigt und Konsequenzen für die Sportpraxis benannt. Als Gegenentwurf zu kognitiven Ansätzen werden in einem zweiten Schritt die grundlegenden Ausprägungen systemischer Ansätze (Künstliche Neuronaler Netze, Dynamischer Systemtheorien und Psychoökologie) skizziert, kritisch gewürdigt und sportpraktische Konsequenzen benannt.

Aufbauend auf den Ausführungen zu kognitiven und systemischen Ansätzen steht das Thema Koordination und Transfer im Mittelpunkt. Hierbei wird besprochen, wie der Transfer motorischer Kompetenzen von einer Sportart auf eine andere erklärt werden kann, methodische Hinweise für die Sportpraxis des Koordinationstrainings sowie Empfehlungen zu Intensität und Umfang des Koordinationstrainings gegeben.

Schließlich wird der Blick auf Veränderungen motorischer Kontrollprozesse gerichtet. Dabei stehen zunächst übungsbedingte Veränderungen im Zentrum des Interesses, die als motorisches Lernen definiert sind. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Gedächtnisinstanzen voneinander abgrenzt, Phasen des motorischen Lernens beschrieben sowie zentrale Befunde zur Übungsgestaltung und zum extrinsischen Feedback skizziert und sportpraktische Konsequenzen benannt.

In einem zweiten Schritt werden altersabhängige Veränderungen der Motorik besprochen, die als motorische Entwicklung definiert sind. Dabei interessieren vor allem Entwicklungskonzeptionen und -phasen, die Entwicklung in verschiedenen motorischen Dimensionen und differentielle Probleme der Entwicklungsforschung.

 

Arbeitsaufwand:

Präsenzzeit in V: 30 Stunden

Vor und Nachbereitung der V: 30 Stunden

Klausurvorbereitung und Präsenzzeit in der Klausur: 30 Stunden

 

Lernziele:

Die Studierenden

- können zentrale Begriffe der Sportmotorik wiedergeben, die Theorie-Praxis-Problematik beschreiben, Aufgabenbereiche und Schnittstellen der Sportmotorik zu Mutterdisziplinen benennen

- können funktionalen Bewegungsstrukturkonzepte beschreiben, anwenden und kritisch würdigen sowie quantitative und qualitative Bewegungsmerkmale zur Bewertung sportlicher Bewegungen benennen und kritisch würdigen.

- können die differentielle Betrachtungsweise der menschlichen Motorik beschreiben, deren Ziele aufzählen, zentrale motorischen Merkmale benennen sowie deren Herleitung und Systematisierung skizzieren.

- können sportmotorische Tests definieren, Testgütekriterien kennzeichnen sowie Testformen und Aufgabenbereiche sportmotorischer Tests benennen

- können grundlegenden Formen motorischer Kontrollprozesse beschreiben und kognitive Aspekte der menschlichen Motorik (u.a. Informationsverar-beitungsstufen, Aufmerksamkeit und Aktiviertheit) darstellen

- können die Rolle motorischer Programme zur Steuerung menschlicher Bewegungen umreißen, experimentelle Befunde zur Existenz motorischer Programme benennen sowie das Modell generalisierter motorischer Programme (GMP) sowie motorischer Schemata von einfachen Programmmodellen abgrenzen, kritisch würdigen sowie sportpraktische Konsequenzen benennen.

- können grundlegenden Ausprägungen systemischer Ansätze (Künstliche Neuronaler Netze, Dynamischer Systemtheorien und Psychoökologie) skizzieren, kritisch würdigen und sportpraktische Konsequenzen benennen.

- können verschiedene theoretische Ansätze zur Koordination erklären und

kritisch würdigen, theoriebasiert methodische Hinweise für die Sportpraxis des Koordinationstrainings ableiten, Empfehlungen zu Intensität und Umfang des Koordinationstrainings geben sowie koordinative Kompetenzen diagnostizieren.

- können motorisches Lernen definieren, verschiedene Gedächtnisinstanzen voneinander abgrenzen, Phasen des motorischen Lernens beschreiben sowie zentrale Befunde zur Übungsgestaltung und zum extrinsischen Feedback skizzieren und sportpraktische Konsequenzen benennen.

- können zentrale Begriffe der motorischen Entwicklung definieren, Entwicklungskonzeptionen und -phasen beschreiben, die Entwicklung motorischer Dimensionen skizzieren und differentielle Probleme der Entwicklungsforschung benennen.

 

VortragsspracheDeutsch
Literaturhinweise

- Bauer, J., Bös, K., Conzelmann, A. & Singer, R. (Hrsg.) (2009). Motorische Entwicklung – Ein Handbuch (2., kompl. überarb. Aufl.). Schorndorf: Hofmann.

- Hossner, E.-J., Müller, H. & Voelcker-Rehage, C. (2013). Koordination sportlicher Bewegungen – Sportmotorik. In A. Güllich & M. Krüger (Hrsg.), Sport (S. 211-267). Berlin, Heidelberg: Springer.

- Mechling, H. & Munzert, J. (Hrsg.). (2003). Handbuch Bewegungswissenschaft – Bewegungslehre. Schorndorf: Hofmann.

- Schmidt, R.A. & Lee, T.D. (2014). Motor Learning and Performance: From principles to application (5th ed.). Champaign: Human Kinetics.